Nina Fischer (7c) gewinnt den Bachmann Literaturwettbewerb 2018 zum Thema: Jugend in meiner Stadt.

The Klagifornian Dream

Lustlos lungern wir im Tanzcafé Treblinka

und zermalmen routiniert einen BigMac.

Wie blutdürstende Insekten schwaben wir später aus,

ziehen durch die Seitengässchen,

bis wir aufs Neue in das Tequilaglas ohne Boden fallen

– Mama, kannst du mich vom Bollwerk abholen?-

Wo THC so herrlich Grün

Durch meine jungen Lungen ziehn;

Mit einem an Verantwortungsbewusstsein grenzenden Schuldgefühl

lassen wir uns als Zugpferde vor das Hypoerbe spannen,

lechzend nach einem neuen Oberösterreicher der kommen möge,

um uns zu knechten.

Das erste Mal Eintauchen im Sommer

Die Hitze verraucht wie die Empörung über den Krieg

Doch die Zeit steht still;

Werden in einem Reagenzglas von einer Stadt herangezüchtet,

unter einer Stasi die sich der Dorftratsch nennt.

In weißem Rauch sich auflösende Kokettereien

Über dem Punschbecherrand und unter dem Lichterteppich;

Getrieben vom einzigen Wunsch wie vom Zerberus:

Die Flügel auszubreiten und in die Hauptstadt zu entfliehen,

in die Zivilisation, Nation der sich nicht Scherenden,

doch unsere Blicke fallen jedes mal in ein Loch,

wenn wir die Riesen suchen,

die einst unsere Kindheit umrahmten,

wie die kleinen nassen Kinderarme

das Wörtherseemandl bestehlen;

bis wir wieder an die Küste der teuersten Badewanne Österreichs gespült werden,

in der sich die Schickeria der Neureichen suhlt.

Nachts am See wir zwei,

die Sterne unsere Zeuginnen;

Wir, deren roter Faden seit Beginn der Zeiten nie die Karawanken überschreiten sollte.

Wir, die von den Rabenmüttern des Ostens ausespien wurden.

Wir, Anna-Lena, Mohammed, Jenny, Lukas, Ali, Inge, Robert, Gert, Christine,…

Ich, die Nestbeschmutzerin,

in stiller Hingabe zum letzten im Buch versunkenden Herbsttag am Lendhafen,

dem französischen Film im Volkskino verschuldet,

in den historischen Hausfassaden träumend.

Nur deine beißende Luft die jemals meinen Durst zu stillen vermag

Ich, deren Heimatliebe für immer eine schmerzlich verächtliche Melancholie bleiben dürfte;